Rowohlts deutsche enzyklopädie
will im Rahmen einer Taschenbuchreihe jedem geistig Interessierten alle Gebiete der Wissenschaft durch ihre angesehensten Vertreter erschließen. In rascher Erscheinungsfolge wird sie über das jeweils Neueste an Forschung und Erkenntnis unterrichten. Sie strebt ein sinnvolles Gebäude menschlichen Denkens an und begnügt sich nicht mit der zufälligen Aneinanderreihung einzelner Essays. Ein ausführliches < Enzyklopädisches Stichwort > führt den Leser in den Problemkreis ein, dem das be-handelte Thema entstammt. Jedem Band ist eine Biographie des Autors sowie ein Verzeichnis der einschlägigen Quellen- und Standardwerke zur selbständigen Weiterarbeit beigegeben. Alle Veröffentlichungen der Reihe enthalten Namen- und Sachregister, die nach einem gewissen Zeitraum zu einem besonderen Gesamtregisterband vereint werden, um das in den einzelnen Beiträgen vermittelte Wissen lexikalisch zusammenzufassen. Er wird den Abonnenten der Reihe zu einem Vorzugspreis zur Verfügung stehen.

Vorbemerkung
Im Herbst 1956 wurde mit der Inbetriebsetzung des englischen Atomkraftwerkes Calder Hall die Nutzbarmachung der Uranspaltung im Dienste der Friedenswirtschaft zum ersten Mal in Europa Wirklichkeit. Es stellten sich damit dem deutschen Publikum zwei Fragen: Wieso hat man in Deutschland — wo unter Führung von Hahn und Heisenberg die atomphysikalische Forschung im späteren Max-Planck-Institut so wesentlich gefördert wurde — dieses Ziel noch nicht erreicht? und ferner: Wie verlief eigentlich, die Geschichte dieser Forschung in Deutschland?
Bis heute besitzen wir darüber Keinen fachmännisch autorisierten Bericht. Wir haben uns daher entschlossen, an zwei Wissenschaftler heranzutreten, die bereits während des Zweiten Weltkrieges an entscheidender Stelle in der deutschen Atomwissenschaft mitgewirkt haben: Sie lieferten uns die hier vorgelegte Darstellung der historischen Entwicklung der Kernphysik in Deutschland. Mit dieser Veröffentlichung hoffen wir eine fühlbare Lücke zu schließen und so; dem Wunsch der deutschen Allgemeinheit entgegenzukommen.
Professor Bagge und Dr. Diebner wurden bei Kriegsende mit Otto Hahn, Werner Heisenberg, Max von Laue, Carl Friedrich v.: Weizsäcker und anderen führenden deutschen Physikern von den Engländern interniert. Aus dieser nahezu einjährigen Internierungszeit in England stammen auch die bisher unveröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen, die wir hier ebenfalls wiedergeben. Sie sind interessant als menschliches Dokument der schweren deutschen Nachkriegsjahre und geben in ihrer Nüchternheit, ja geradezu Alltäglichkeit Erfahrungen wieder, wie viele Deutsche, ohne Ansehen von Person und Rang, sie in dieser Zeit durchmachen mußten.
E. Grassi